Arequipa – Lima (Flug) – Newark (Flug) – San Francisco (Flug) – Anchorage/Alaska (Flug)
Am frühen Morgen musste ich aus den Federn und mit meinem Krempel auf den Flughafen. Ich fand ein Taxi: Kofferraumdeckel auf, Velokarton draufgestellt, am Kofferraumdeckel angebunden, fertig. Bei dieser Fahrt zeigte sich zum Abschied nochmals die Herzlichkeit der Lateinamerikaner, verabschiedete sich der Fahrer doch mit einer Umarmung.
Eigentlich plante ich, noch bis Nazca zu radeln und von dort mit dem Bus nach Lima zu fahren. Ich musste aber zu lange auf den Brief mit meiner SIM-Karte und dem internationalen Führerschein warten und war ja sowieso nicht so gut drauf. So entschied ich mich schliesslich für einen Flug. Dieser verlief problemlos und ich landete am Vormittag in Lima. Nach einer längeren Taxifahrt landete ich im schönen Stadtteil Miraflores im gebuchten Zimmer. Ich legte mich erst mal hin und unternahm später einen Ausflug an den Strand. Abends begann ich dann endlich, mein Tagebuch für die letzten sechs Wochen nachzuschreiben.
Flugtage finde ich ja nicht so wirklich was besonderes. Ich liess Velo und Gepäcksack diesmal einwickeln und gab sie bis am Abend bei der Gepäckaufbewahrung ab. Danach gönnte ich mir zum späten Zmittag ein Abschiedsanticucho und brachte meine Tagebuchnotizen wieder auf den neusten Stand. Schliesslich war’s dann Zeit für die Sicherheitskontrolle. Danach kaufte ich mir zwei Fläschchen Cola für den 8-Stunden-Flug. Die amerikanische Flugsicherheitsbehörde (TSA) scheint den Peruanern aber nicht zu trauen und veranstaltete beim Boarding eine zweite Handgepäckkontrolle, wobei schwachsinnigerweise auch die nach der ersten Kontrolle gekauften Getränke verboten waren. Später bei den Inlandflügen war das dann kein Problem mehr!
Erst ging’s nach Newark, wobei es mir in einem grossen Flugzeug noch nie so übel wurde. Bei der Einreisekontrolle fiel mir die Freundlichkeit der Beamten auf, die ich von meiner Costa Rica-Reise 2010 eher mürrisch in Erinnerung hatte. Natürlich hatte ich nichts Verbotenes dabei und es ging weiter zum nächsten Check-In. Dort teilte man mir mit, dass ich den Anschlussflug nach Chicago verpassen würde und deshalb umbuchen müsse. Das ging dann problemlos und nun wartete ich halt auf den Flug nach San Francisco. Ich hatte mir diese Variante anfangs auch angesehen, mich dann aber für Chicago entschieden, da dieser Flug bereits um 19.00 in Anchorage angekommen wäre. Die Verschiebung war aber nicht tragisch und dank der guten Bedingungen landete unser Flieger um ca. 20.30 um eine halbe Stunde verfrüht.
Der erste Blick aus dem Fenster auf die weiten Wälder brachte richtig Reiselust. Ich schnappte mein Gepäck und überlegte, ob ich das Velo gleich vor Ort wieder zusammenbauen und in die Stadt radeln solle. Andere Leute meinten aber, das sei zu weit und so war ich froh, dass jemand anerbot, mir zu helfen, die Fahrradschachtel die Treppe zu den Taxis runter zu tragen. Brian erzählte mir dann, dass er vor ca. 10-15 Jahren ebenfalls die Panamericana entlang geradelt sei – von Alaska bis Peru. Er und seine Familie nahmen mich in ihrem zum Glück grossen Auto mit und setzten mich vor dem Hostel ab.
Die TSA hatte irgendwo die Fahrradschachtel kontrolliert und dazu den Plastik entfernt. Danach klebten die Dödel den Karton nur einigermassen wieder zusammen. Immerhin gab es nur ganz leichte Schleifspuren. Wenn sie mein Velo schon auspacken, hätten sie es wenigstens gleich wieder zusammenschrauben können!Das erledigte ich dann am nächsten Tag, wobei die Montage der neuen Kette 2/3 der Zeit und 95% der Flüche in Anspruch nahm. Kurz nach Mittag konnte ich dann aber meine erste Runde in Nordamerika drehen.
Nachdem ich bei der Ankunft noch richtig euphorisch war, wurde ich immer müder und landete am Samstag schliesslich mit einer Grippe im Bett. Vermutlich hatte ich schon lange was rumgeschleppt und nach den Reiseanstrengungen brach die Krankheit dann durch. Am Vortag hatte ich zum Glück meine Hostelreservation noch bis Samstag verlängert. Das reichte grad knapp, um am Samstag dann meine Siebensachen zusammenzupacken und in ein anderes Hostel umzuziehen. Am Vorabend hatte ich aber auf dem Gang André aus Sao Paolo kennengelernt, der sich am Sonntag auf den Heimweg nach Brasilien machen wollte. So kam es, dass ich mein Velo für den Umzug, er seines für eine Probefahrt packte. Ich entschloss mich bei schönstem Sonnenschein, ein wenig mitzuradeln, wobei ich aber noch ziemlich schnell aus der Puste kam. Ein paar Tage später traf ich dann vor dem Supermarkt auf Cristobal, Pablo und Paco aus Mexiko, die ebenfalls mit dem Fahrrad auf dem Heimweg nach Guadalajara waren.
Ich selber entdeckte etwas später morgens, dass sich eine Mücke in der Nacht an mir wohl überfressen hatte. Jedenfalls nervten die vier Stiche in einer Reihe und die fünf sonst verteilten ziemlich. Zudem hatte ich plötzlich mit Übelkeit zu kämpfen, die ca. vier Tage anhielt. Als ich bei der Reception fragte, weshalb sie keine Insektengitter vor die Fenster montierten und dabei meinen Arm zeigte, meinte er, das sehe eher nach Wanzenbissen aus. Sie quartierten mich gleich um, um allfälliges Getier durch überheizen auszuschalten. Als ich in der Apotheke aber nach einer Salbe gegen das Beissen fragte, meinte sie, es sähe nach Spinnenbissen aus. Dass ich in Arequipa auch mal mit einer Viererserie “Mückenstiche” aufgewacht war, behielt ich für mich, nahm mir aber vor, vor der Weiterfahrt mein Gepäck nochmals ganz genau zu prüfen. Wanze oder Spinne oder Moskito: mein Arm schwoll an und juckte ganz nervig.
Trotzdem setzte ich mich immer wieder mal für kleinere Ausfahrten auf’s Velo. So kamen dann doch knapp 200km zusammen. Meine Ausrüstung konnte ich nun auch komplettieren. Nachdem ich vor allem in Argentinien über das lausige Angebot vor allem bei Campingmatten geflucht hatte, gab’s bei REI nun nicht nur (fast) alles sondern von allem auch noch Verschiedenes zur Auswahl. Nach sieben Monaten Südamerika kann einem das ja wirklich überfordern 😉 Bei den Medikamenten war das anders. Immerhin waren die meisten verfügbar, da man das Zeugs aber auch als Dopingmittel brauchen kann, gaben sie mir nur eine Monatsdosis mit!
Die meisten Sehenswürdigkeiten sind von Anchorage mindestens 1-2 Autostunden entfernt. So entschloss ich mich, unterwegs nach Möglichkeiten für Riverrafting, Kajaking und Whalewatching Ausschau zu halten. Ich besuchte aber den Ursus im Zoo und den Wasserpark. Mit zwei Rutschen und einem Rundfluss (ohne Schwimmbecken oder Sprudelbad) war der mit US$ 28 aber ziemlich überteuert. Dafür gönnte ich mir danach eine Runde Minigolf – mit mässigem Erfolg aber viel Spass. Beim Besuch des Museums hatte ich Glück. Grad als ich meinen Rucksack versorgt hatte, begann eine tolle Gratisführung durch die Geschichte Alaskas und dessen vier Urvölkern. Schade, dass sie die Führung auf 45 Minuten angesetzt hatten. Die Leiterin hätte wohl noch viel mehr interessante Informationen zu erzählen gehabt, musste sich aber kurz fassen.
Eigentlich wäre nun die Weiterfahrt geplangt gewesen. Da ich aber nochmals viele Bisse hatte, mussten wir alle Kleider waschen, während das Hostel unseren Raum abdichtete und heizte. Dadurch konnten wir diesen bis um 21.00 nicht mehr betreten. Natürlich hatte ich für meinen letzten Tag andere Aktivitäten geplant – z.B. packen! So verlängerte ich nochmals eine Nacht.
Das meiste konnte (z.B. E-Mail, Reisebericht, Post) konnte ich trotzdem erledigen. Deshalb konnte ich mit meinen Zimmergenossen Loui und Noah zu einer Tour zum Porter-Gletscher mit anschliessendem Wildparkbesuch aufbrechen. Auch wenn der Perito-Moreno-Gletscher im argentinischen Südpatagonien gewaltiger ist, war es doch wieder beeindruckend, die Eismasse zu sehen. Das galt speziell für meine Reisegenossen, die zu hause in Florida kaum Gletscher zu Gesicht bekommen. Auf dem Heimweg hielten wir dann beim Alasaka Wildlife Conservation Center – nachdem wir ami-typisch erst mal einen Teil im Reisebus durch den Park gefahren waren! Hier päppeln sie vor allem eingelieferte Wildtiere wieder auf, in der Hoffnung sie wieder in die Wildnis zu entlassen. Wenn das nicht möglich ist, erhalten sie ein dauerhaftes Bleiberecht. Die Fahrt durch die schöne Landschaft verschlief ich leider grösstenteils. Die kurzen Nächte mit heimtelefonieren und schreiben nach 22.00 bei gleichzeitigem frühen Aufstehen forderten ihren Tribut. Wieder zurück legte ich mich erst mal eine Weile hin und begann danach meinen Krempel wieder reisegerecht zu packen. Nach 6 Wochen in Arequipa, Flug, Umzug in ein anderes Hostel und nun 25 Tagen in Anchorage musste das von Grund auf neu geschehen.
Am letzten Wochenende in Anchorage gab mein Samsung Galaxy den Geist auf – die Reparatur hätten sie mit US$ 220 veranschlagt. Da auch die öffentlichen Computer Mangelware zu sein scheinen und die verfügbaren oft besetzt und in einem seeehr mässigen Zustand sind, entschloss ich mich, ein möglichst günstiges (trotzdem WIFI-fähiges) Handy und ein Chromebook zu kaufen. Nun habe ich halt doch noch einen wenigstens ziemlich kleinen Computer mitzutragen.
Vor allem beim zweiten Hostel war ich wieder mal froh, diese Art der Unterkunft gewählt zu haben, konnte ich doch so viele neue Bekanntschaften machen, dass ich gar nicht alle aufzählen kann. Dass es eine günstige Variante ist, gefiel mir natürlich auch.
Ich genoss es richtig, bei meistens strahlendem Sonnenschein (der jeweils +/- 18 Stunden dauerte) ein wenig durch die Gegend zu rollen, zu lesen und zwischendurch auf den Fussballplätzen einem (Plausch-)Kick zuzuschauen. Tatsächlich handle es sich um einen Rekordsommer mit bereits der dreifachen Anzahl Sonnentage als im Durchschnitt. Endlich fühle ich wieder, wie es mich richtiggehend auf den Sattel und raus in die weiten Wälder zieht. Südostalaska und Westkanada warten =D