Nach dem missglückten Versuch über den Paso Bermejo (alias Paso Libertadores) und der Rückfahrt nach Santiago musste ich mich erst mal wieder sammeln und überlegen, welche Optionen ich für die Weiterreise habe.
Ich zügelte also in den 21. Stock der Apartments Amistar, das sehr zentral zwischen der Plaza de armas (Hauptplatz) und dem Cerro Sta. Lucía (Gründungshügel der Stadt) liegt. Ich genoss es, mal wieder eine eigene “Wohnung” zu haben und verbrachte viel Zeit mit lesen. Beim Besuch des Cerro Sta. Lucía konnte ich auf eine grössere Demonstration hinunterblicken. Die Studenten demonstrierten musizierend und tanzend für ein günstigeres Studium. Ich versuchte auch, bei einem der zahlreichen Veloläden einen Ersatz für meinen Veloständer am Vorderrad zu finden. Erwartungsgemäss ist so ein Teil hier nicht sehr bekannt.
Am Freitag erreichten Markus und Yolanda etwas früher als erwartet Santiago. Da es mir gefiel, quartierten sie sich einige Stockwerke unter mir ein. Ich freute mich sehr, die beiden vor dem Abflug nochmals wiederzusehen. Wir besuchten nochmals den Cerro Sta. Lucía, gönnten uns eine Hop-on-hop-off-Stadtrundfahrt, während der wir auch mit einer Standseilbahn auf den Cerro San Cristóbal fuhren und suchten uns meistens am Nachmittag ein Café, um bei einem Kuchenstück etwas zu lesen. Abends kochten wir dann meistens was in einem unserer Apartments.
Natürlich mussten Markus und Yolanda noch Fahrradkartons für den Flug besorgen, die Velos ein bisschen auseinanderschrauben und packen. Ich versuchte in dieser Zeit, meinen Medikamentenvorrat wieder aufzustocken, was mehr oder weniger problemlos klappte. Nach einer Woche wagte ich mich im Nachbarhochhaus im 19. Stock dann doch mal in den kalten 20m-Pool. Zum schwimmen war die Wassertemperatur gerade recht und danach konnte ich mich auf der Terrasse (18. Stock) von der Sonne trocknen lassen. Nur beim runterschauen musste ich mich etwas zurückhalten – allzu grosse Höhen sind wohl nicht so meins 😉
Für meine Weiterreise habe ich mir lange folgende Route überlegt: Bus über denselben Pass nach Córdoba, Velo nach Salta, Zug (Tren a las nubes) auf ca. 4’000 m.ü.M., Velo nach San Pedro de Atacama, Antofagasta, Arica und nach Norden. Mit dem Bus fahre ich aber eigentlich nicht so gerne. Und so habe ich mir kurz vor der Weiterreise überlegt, dass ich ja ursprünglich nur über den Pass wollte, um nach Iguazú zu gelangen. Nachdem ich Iguazú nun verschoben habe (ist halt doch ein ziemlich grosser Umweg), sah ich eigentlich keinen Grund, unbedingt wieder nach Argentinien zurückzufahren – jedenfalls nicht auf dieser Reise.
Am letzten Tag in Santiago musste ich mich gegen Mittag zum zweiten Mal von Markus und Yolanda verabschieden. Diesmal dürfte es etwas länger dauern, bis wir uns wiedersehen – schliesslich werden sie nach einiger Zeit bei Freunden in der Nähe von Boston nach Westkanada aufbrechen. Ich hingegen habe mich für die nächste Zeit für den Pazifik entschieden. Mehr oder weniger der Küste entlang möchte ich nun nach Norden. Die Zeit in Santiago verging ziemlich schnell und ich war von der Stadt positiv überrascht. Auch mit dem Wetter hatte ich Glück. Ich hoffe, dass ich auch in den kommenden Wochen und Monaten hauptsächlich bei Sonnenschein radeln kann – aber zumindest in der Atacamaregion dürfte das wahrscheinlich sein…