San Martín de los Andes – Ruta 60 (85 km) – Palguín Bajo (77 km) – Villarrica (49 km) – Ruta 181 (123 km) – Manzanar (65 km) – La Suizandina (21 km)
Nach dem Ruhe- bzw. Regentag in San Martín zogen wir wieder weiter. Ursprünglich war unser Plan, über Alumine weiterzufahren und von dort über einen der niedrigeren Pässe zur Suizandina bei Malalcahuello zu gelangen. Beim Abzweiger kurz nach Junín de los Andes ging eine asphaltierte Strasse Richtung Chile, eine mässige Schotterpiste nach Alumine. Wir entschieden uns für den Asphalt. Zwar wussten wir, dass auch hier ein Schotterabschnitt folgen würde, allerdings ein wesentlich kürzerer. Wir fuhren also weiter durch die schöne Landschaft und hatten meist den einen oder anderern Vulkankegel im Blickfeld: Lanín, Villarrica usw. Abends stellten wir unsere Zelte am Strassenrand auf und am nächsten Mittag kamen wir an die Grenze. Aufgrund der Planänderung erreichten wir die Grenze viel früher als geplant und da einige Sachen nicht nach Chile eingeführt werden dürfen (z.B. Früchte, Gemüse, Fleisch, Käse usw.) “mussten” wir nach dem Ausreiseprozedere ein üppiges Mittagessen verdrücken. Die Einreise verlief wie bisher immer problemlos und wir konnten uns auf die Abfahrt machen. Bereits im argentinischen Nationalpark gelangten wir in einen Araukarienwald und im chilenischen Park ging’s so weiter. Allerdings merkten wir auch, wie sich die Vegetation mit dem Überqueren der Berge wieder veränderte. Zwar war auch die argentinische Seite nicht mehr so einseitig und karg mit Büschen und Gras bewachsen wie in Südpatagonien, in Chile wurde sie aber nochmals wesentlich üppiger. Wir rumpelten also durch eine schöne Berg- und Waldlandschaft und erreichten am Abend Palguín Bajo, wo wir auf einem kleinen Campingplatz die einzigen Gäste waren.
Nun ging’s weiter ins von vielen so schwärmerisch empfohlene Pucón. Yolanda freute sich sehr auf das im Reiseführer aufgeführte vegetarische Restaurant – Markus und ich wurden aber auch satt 😉 Uns gefiel das Städtchen aber nicht besonders und nach Kaffee und Kuchen machten wir uns wieder auf den Weg – wer will schon an einem Ort bleiben, in welchem der Vulkanausbruchfluchtweg ausgeschildert ist? Der Verkehr nahm nun merklich zu. Wir kamen nach ca. 25 km dank mehr oder weniger vorhandenen Seitenstreifen aber trotzdem sicher in Villarrica beim gleichnamigen Vulkan an. Dieser ist etwas aktiver als die meisten umliegenden Vulkane und auch verantwortlich für den Schilderwald in Pucón. In Villarrica konnten wir uns nicht so richtig entscheiden, ob wir gleich weiterziehen oder doch mit dem Bus zu einer der umliegenden Thermen fahren sollten. Schliesslich war es zu spät um weiterzufahren – und wie sich kurz darauf herausstellen sollte auch zu spät fuer den Thermenausflug. Ich setzte mich in ein Café, um etwas zu lesen und suchte später einen Kiosk mit Internet, um an meinen Reiseberichten zu schreiben. Markus spielte in der Zwischenzeit Coiffeurle mit Yolanda. Am Abend musste ich meinen Lenker festschrauben, wobei die entsprechende Schraube hinter der Halterung für die Fronttasche versteckt war. Danach war das Kabel, mit dem die Halterung befestigt war, nicht mehr verwendbar. Nach langem Hin und Her zwischen Super- und Baumarkt und Zeltplatz nahm ich eines meiner Ersatzbremskabel – und siehe da, es funktionierte 🙂
Nun war es nicht mehr weit zur Suizandina. Yolanda und Markus schwärmten schon lange davon, dort Raclette essen zu koennen. Sie hatten sich bereits per E-Mail angekündigt und wollten um Kosten zu sparen (bzw. um länger bleiben zu können) ein bisschen mitarbeiten. Für uns gab es zwei Möglichkeiten: 1. Auf der Hauptroute mit entsprechend Verkehr, dafür aber gutem Belag und einfachem Profil. 2. Über drei Schotterstücke, von denen zwei über Anhöhen führten, dafür aber weniger Verkehr und mehr Idylle. Wir entschieden uns für Variante zwei. Nach ein paar Kilometern bemerkten wir, dass wir die erste Abzweigung verpasst hatten. Später wäre noch eine Möglichkeit gekommen, wieder auf die geplante Strecke zurückzukehren. Allerdings hatten wir heisses Sonnenwetter und einen ordentlichen Rückenwind und so entschieden wir uns wieder mal um. Wir flogen beinahe Richtung Ruta 5 – oder wie sie auch heisst: Via Panam. Nun folgten wir also der Panamericana (und somit der Autobahn) für einige Kilometer. Der Verkehr hielt sich zum Glück noch im Rahmen und auf dem Pannenstreifen kamen wir weiterhin sehr gut voran. Einzig zwei grössere Landwirtschaftsgefährte bremsten uns etwas aus – dafür boten sie auf dem Pannenstreifen einen ordentlichen Windschutz. In Lautaro konnten wir die Autobahn wieder verlassen und einkaufen. Nun brauchten wir nur noch einen Platz für die Nacht. Plötzlich waren aber von den vorhin noch so häufigen Hostería-, Cabaña- und Campingschildern nichts mehr zu sehen. Nach einiger Zeit begannen wir, bei Privathäusern nachzufragen, ob wir unsere Zelte im Garten aufstellen könnten. Wir hatten die Hoffnung schon beinahe aufgegeben und wollten beim nächsten Versuch wenigstens unsere Wasservorräte auffüllen, um wild campen zu können. Der Besitzer kam zum verschlossenen Tor streckte uns die Hand entgegen und stellte sich als Manuel vor. Das gute Gefühl stimmte und wir durften auf der Wiese zelten und auch die Toilette benutzen. Wieder mal hatte es doch noch geklappt.
Nun war es nicht mehr weit. Wir entschieden, erst mal bis nach Manzanar zu fahren, dort zu übernachten und am nächsten Tag nach einem Thermenbesuch die verbleibenden 12 km zu fahren. Im Tourismusbüro in Curacautín erhielten wir eine Liste mit Unterkünften und Campings entlang der Strecke. Jener Zeltplatz 500 m nach der Therme stand leider zum Verkauf und war entsprechend bereits geschlossen. Wir fanden aber eine preiswerte Cabaña. Die Therme war ein bisschen enttäuschend: Ein einzelner Pool mit so heissem Wasser, dass wir das Becken nach ein paar Minuten wieder verlassen mussten. Dafür war es sonnig und warm und wir verbrachten den grössten Teil mit lesen und rätseln. Beim Mittagessen bereiteten wir uns schliesslich auf den letzten Abschnitt vor – nur noch ein paar Kilometer. Während wir am Vortag den Wasserfall Salto del Indio besichtigen konnten, besuchten wir heute den Salto de la Princessa. Dieser führte eine etwas geringere Wassermenge, glänzte dafür aber mit einem ruhigen und mystischen Ambiente. Der Zusatzkilometer auf der steilen und schlechten Schotterpiste hatte sich definitiv gelohnt!
Vor der Suizandina war ich dann etwas mehr überrascht als meine Reisegefährten. Vor dem Eingang hingen Wandertafeln aus der Schweiz: “Rheintal Höhenweg”, “Hoher Kasten” usw. Der Gründer hat die Suizandina mittlerweile verkauft und ist nach Altstätten zurückgekehrt. Zufälligerweise war er aber in den vergangenen Wochen in seinem Wald nebenan beschäftigt und plauderte später beim Abendessen mit uns. Yolanda und Markus wollten zelten, ich gönnte mir ein Zimmer in der Cabaña. Da wir nur wenige Kilometer gefahren waren, düste ich noch die vier Kilometer ins Dörfchen Malalcahuello in den Minimarkt. Zum Abschluss der Llao Llao – Suizandina-Etappe liessen wir den Tag bei Knöpfli und Rösti ausklingen.