Bahía Blanca – Puerto Madryn (07.01.2013 – 14.01.2013)

Bahía Blanca – Juan A. Pradere (134 km) – Viedma (154 km) – San Antonio Oeste (178 km) – Las Grutas (15 km) – Sierra Grande (121 km) – Puerto Madryn (143 km)

Eigentlich hatte ich vor, bereits ab Bahía Blanca mit dem Bus erst nach Puerto Madryn und nach ein paar “Ferientagen” nach Ushuaia, dem eigentlichen südlichen Startort meiner Panamericana-Tour weiterzufahren. Während den beiden Ruhetagen in Bahía Blanca habe ich mich dann umentschieden und bin am Montag doch wieder auf’s Rad gestiegen.

Bei anfänglich mühsamem Wind und erst 30 km bis zur Mittagspause habe ich mir einige Male vorgestellt, dass so ein Bus doch was Bequemes gewesen wäre. Ich bin dann weiter und im Verlauf des Nachmittags hat sich der Wind immer mehr verbessert, sodass ich am Ende mit ordentlichem Rückenwind unterwegs war. Nach Reiseführer hätte es in Pedro Luro Übernachtungsmöglichkeiten gehabt. Ich wollte aber auch politisch noch nach Patagonien und bin deshalb noch ca. 10 km weiter über den Río Colorado bis nach Juan A. Pradere gefahren – wo’s dafür dann natürlich keine Unterkünfte mehr gab. Der freundliche Besitzer der Tankstelle schickte mich aber noch auf die andere Strassenseite. Ich solle mal bei Señora Nora nachfragen. Die ältere Frau vermietet normalerweise keine Zimmer an Fremde. Nachdem sie gesehen hatte, dass ich mit dem Velo unterwegs bin, hat sie aber eine Ausnahme gemacht und sogar noch ein Abendessen gekocht. Ein interessanter Tag. Bereits am Vormittag traf ich auf Ramón aus Paraguay, der ebenfalls mit dem Fahrrad Richtung Süden unterwegs war und sein Rad im Gegenwind schieben musste. Er ist bereits seit fünf Monaten mit einem Rad ohne Gangschaltung unterwegs. Am Lenker hat er einen grossen Einkaufskorb und der Rückspiegel ist auch selbst gebastelt. Um die Reise zu finanzieren muss er unterwegs nach Arbeit Ausschau halten. Er nannte sich einen Vagabunden, ich würde ihn eher als Abenteurer bezeichnen.

Am nächsten Tag ging’s ähnlich weiter am Vormittag durchwachsene Windverhältnisse. An einem Tankstellenshop traf ich dann auf Leo und seine Clique aus Buenos Aires, die mit Zug und Fahrrad unterwegs nach Bariloche waren. Also habe ich etwas für das (heute ziemlich späte) Mittagessen eingekauft und bin ihnen mit Leo hinterher zum Pausenplatz gefahren. Nach dem Essen machte die Gruppe eine Siesta, ich wollte aber angesichts der erst 55 km und der bereits fortgeschrittenen Zeit wieder weiterfahren. Auch heute hatte sich der Wind wieder mehr und mehr gebessert und um 18.00 und 80 km musste ich mich entscheiden, zu übernachten oder die knapp 55 km bis Viedma noch anzuhängen. Ich wollte die tollen Windverhältnisse ausnutzen und bin also weitergefahren. Gemäss den Wegweisern unterwegs hätte ca. bei km 133 die Stadt kommen sollen. Ich war doch überrascht, dass ein paar km vorher noch nichts von einer grösseren Stadt zu bemerken war. Bei km 132 kam ein erneuter Wegweiser, wonach Viedma nochmals 20 km weiter sei. Also rasch ein paar Getreideriegel verdrücken, kurz über den Verantwortlichen fluchen, froh sein über den Rückenwind sein und weiter in die Pedale getreten.

Zwischen Viedma und San Antonio Oeste gibt’s überhaupt keine Versorgungsmöglichkeiten, wodurch ich mich blöderweise überraschen liess. Die Windverhältnisse blieben bis am späteren Abend schwierig und so hatte ich zu diesem Zeitpunkt erst knapp 80 km abgespult. Natürlich hatte ich auf eine Tankstelle oder sonst einen Verpflegungsposten unterwegs gehofft. Allenfalls wären Estancias eine Lösung gewesen, solche sind mir aber von der Strasse aus nicht gross aufgefallen – natürlich habe ich auch nicht explizit danach Ausschau gehalten. Erst wollte ich wild campieren. Allerdings fand ich keinen geeigneten Platz und hatte zudem auch nur noch ca. 3 1/2 l Wasser dabei. So habe ich mich dann entschlossen, bis nach San Antonio Oeste weiterzufahren. Bis ca. 22.30 brauchte ich die Lampen am Fahrrad nur um gesehen zu werden. Danach habe ich dann mein Nachtessen verdrückt und bin schliesslich um ca. 02.30 angekommen. Zum Glück hatte es gleich am ersten Kreisel eine grosse Tankstelle und nebenan ein Hotel.

Nach Las Grutas waren es dann dafür nur noch 15 km. Ich habe mich für drei Nächte in der residencia Choele Choel einquartiert. Dort gab es einen Gemeinschaftsraum mit Küche, Grill und eigenem Kühlfach. Las Grutas ist ein richtiger Touristenort und konnte mich nicht so richtig begeistern. Die praktisch drei Ruhetage haben mir nach den langen Etappen der Vortage aber gut getan und ich konnte zumindest mal im Meer planschen gehen.

Am Sonntagmorgen war es bewölkt und sah nach Regen aus. So hatte ich eigentlich keine Lust, wieder auf das Velo zu steigen. Dafür hatte ich von Beginn an gute Windverhältnisse und hätte trotz der eher späten Abfahrt bereits um 17.00 in Sierra Grande sein können. Ca. 15 km vorher sah ich allerdings drei parkierte LKW und die Fahrer auf Stühlen davor bei der Pause. Ich gesellte mich dazu und plauderte eine Weile mit Ihnen. So kam ich halt etwas später an. Auf dieser Strecke hatte es gegen Ende sogar soviele Kurven, dass nicht mehr für jeden 10º-Knick eine Tafel aufgestellt wurde. Am Abend kam ich mit den Leuten vor einem geschlossenen Restaurant ins Gespräch. Nach einer Weile meinte der Wirt, der Koch sei nicht da, aber etwas Poulet mit Salat könne er mir schon machen. Generell sind die Leute sehr hilfsbereit.

Der nächste Tag startete mit ordentlichem Rückenwind und so erreichte ich nach zwei Stunden und bereits 52 km genau zur Mittagszeit die einzige Verpflegungsmöglichkeit, wo ich sehr günstig und gut essen konnte. Danach blieben aber nochmals knapp 90 km und genau an der Grenze zur Provinz Chubut kamen ein paar Kurven und ich hatte plötzlich Seitenwind. Zum Glück änderte sich das nach einer Weile wieder und ich konnte wieder Richtung Süden “fliegen”. Bis zur Abzweigung von der Ruta 3 schaffte ich so eine Geschwindigkeit von Ø 25,3 km/h, was mit dem ganzen Krempel vorne- und hintendrauf schon recht ordentlich ist. Dort hatte es auch eine grosse Tankstelle und ich habe mir was zu trinken und eine Glace gegönnt. Vor allem konnte ich aber nachschauen, in welchem, Hotel ich eigentlich reserviert hatte und wo es liegt. So bin ich dann am frühen Abend im Hotel La Posada angekommen. Den Abschluss der ersten Etappe von Buenos Aires nach Puerto Madryn mit bisher 1’700 km habe ich mit einem feinen Fisch zum Znacht und was Süssem beim Lesen im Hotel gefeiert.