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Vancouver – San Jose (02.09.2013 – 09.09.2013)

Vancouver – Eugene (Bus / Zug) – Florence (105 km) – Charleston (90 km) – Coos Bay (17 km / Autostopp / Taxi) – Eugene (Bus) – San Jose (Zug)

Zum ersten Mal wollte ich nun eine Strecke mit dem Zug fahren. Ich machte mich am Morgen früh auf den Weg zum Bahnhof. Bereits während dem packen regnete es zwischendurch und auch auf den paar km zum Bahnhof fing es wieder an. Ich musste mich also entscheiden zwischen nass von aussen (Regen) oder innen (schwitzen unter dem Regenzeugs). Ich entschied mich für ersteres und zog mir nur die offene Regenjacke als Schutz über den Rucksack mit dem Chromebook. Am Schalter “checkte” ich ein und bis wir in den Bus steigen konnten, waren meine Hosen bereits wieder trocken. Die Warterei dauerte allerdings ein paar Minuten länger als vorgesehen, da der Chauffeur die Tür nicht mehr öffnen konnte. Ein angeforderter Mechaniker zeigte ihm dann, was er in einem solchen Fall machen kann 😉

In Seattle musste ich wieder einchecken – diesmal für den Zug. Da ich auf meine E-Mail keine Antwort erhalten hatte, hatte ich am Vortag extra telefoniert, um zu fragen, ob ich mit dem Gepäck was unternehmen müsse, da ich mit den Radtaschen und dem zusätzlichen Sack die erlaubten zwei Gepäckstücke überschritt. Ich glaubte der dummen Nuss dann, dass das überhaupt kein Problem sei, wurde in Seattle aber eines besseren belehrt. Immerhin hatte ich genügend Zeit, um die vier Taschen einfach mit dem Nylongurt zusammen zu binden. Bei der Sitzzuteilung fragte ich nach einem Platz mit Blick in Fahrtrichtung – das ist jeweils besser für meinen Magen 😉 Es wurde mir zwar so bestätigt, natürlich fuhr ich dann aber rückwärts. Also fragte ich im Zug, ob ich allenfalls den Platz tauschen könne, leider war der Zug aber komplett ausgebucht. Komisch allerdings, dass der Sitz schräg vis à vis die ganze Fahrt über leer blieb. Wieder was gelernt: beim nächsten Mal einfach eigenmächtig umplatzieren 🙁 Am Abend kam ich dann aber doch wohlbehalten im Hostel an.

Eigentlich wollte ich am Vorabend nochmals eine Nacht anhängen zum umpacken usw. Als mich am Morgen aber strahlender Sonnenschein erwartete, machte ich mich trotzdem auf den Weg. Da ich aber noch ein längeres Telefongespräch in die Schweiz führte, fuhr ich schliesslich erst nach dem Mittagessen los. Die Strasse führte über einige kleinere Hügel zum Pazifik, der Verkehr hielt sich entgegen den Angaben eher in Grenzen. Nachdem ich im Norden hauptsächlich (oder nur?) durch Nadelwälder geradelt war, bestand der Wald hier mehrheitlich aus Laubbäumen. Kurz vor dem Eindunkeln erreichte ich schliesslich kurz nach Florence den Honeyman State Park. Für US$ 5 durfte ich mein Zelt auf dem HIker-/Bikerplatz aufstellen, den selben Betrag investierte ich nochmals in Feuerholz. So endete mein Tag mit zwei Päckchen Nudelsuppe und späterem Tagebuchschreiben vor dem Lagerfeuer.

In dieser Gegend sind offensichtlich viele Radler unterwegs. Die vielen Zeltplätze und die gute Versorgungslage in Verbindung mit toller Landschaft und nahem Pazifik laden natürlich auch dazu ein. Trotzdem fuhr ich am Morgen alleine los. Gleich um die nächste Ecke traf ich aber auf eine Gruppe aus Vancouver. Sie sind mit einem Bus unterwegs, wobei der Fahrer alle 20 km wechselt. Jeder der kleinen Gruppe fuhr sein Tempo und ich hielt mich meistens irgendwo in der Mitte. Zum Mittagessen suchten wir uns ein feines mexikanisches Restaurant mit sogar für hungrige Radler riesigen Portionen. Kurz vor North Bend mussten wir eine lange und ziemlich hohe Brücke überfahren. Es gab sogar einen Knopf, um die Radler-Warnleuchte für die Autofahrer einzuschalten. In North Bend angekommen fühlte ich mich plötzlich richtig ausgepumpt, sodass ich bei Taco Bell einen Notstopp einlegen musste. Eigentlich wollte ich noch etwas weiterfahren. Allerdings hätte ich dazu noch ca. 30 km weiterfahren müssen, was mir angesichts der verbleibenden Stunde mit Tageslicht doch etwas weit schien. Also machte auch ich einen Abstecher zum Sunset Bay State Park, wo ich meine US$ 10 im gleichen Verhältnis aufteilte wie gestern. Am Zeltplatz traf ich einige Radler von unterwegs wieder und weil auch ein anderes Paar ein Bündel Brennholz gekauft hatte, konnten wir nach einigen Startschwierigkeiten ein schönes Feuer geniessen.

Bereits am frühen Morgen regnete es mal kurz und als ich das Zelt abbauen wollte, begann es kräftig zu schütten. Ich machte mich dann halt bei strömendem Regen auf den Weg und freute mich, dass es im Verlauf des Tages wieder aufklären sollte. Der Regen liess dann auch rasch nach. Allerdings sah ich mich nach nur knapp über 6 km mit einem anderen Problem konfrontiert. Bergauf riss ein Kettenglied und nachdem ich bereits missmutig abgeladen hatte, um das zu reparieren, sah ich die ganze Bescherung. Vermutlich verklemmte die Kette im Wechsler und da ich natürlich die höchste Belastung drauf gab, brach dessen Aufhängung. Nun immerhin Glück im Unglück, dass es grad an diesem Ort passierte. In Alaska wäre das wesentlich umständlicher gewesen. Hier stand ich aber fluchend kurz vor einer Einfahrt und wie es der Zufall wollte, setzte sich der Besitzer just in diesem Moment in seinen Pickup. Er wollte nach Coos Bay, wo ich tags zuvor vorbeigefahren war, und nahm mich mit ins Zentrum. Ich irrte unmotiviert ein bisschen umher, ass etwas und fragte schliesslich in der Touri-Info nach Ideen. Dort organisierte man für US$ 7 ein Taxi zu einem Bikeshop. Obwohl mir der Laden mit den vielen alten und schön restaurierten Velos und Dreirädern gefiel, hatten sie das entsprechende Teil natürlich nicht. Immerhin konnte er mir mit meinem gebrochenen Hänger und einem anderen Modell eine Notlösung basteln, sodass ich immerhin Kurzstrecken problemlos bewältigen konnte. Am Abend quartierte ich mich dann bei Motel 6 ein, wo ich mit einem grossen sauberen Zimmer und im Gemeinschaftsbereich einem Massagepool überrascht wurde. Dafür stellte sich meine in Anchorage gekaufte grosse wasserdichte Tasche als nicht solche heraus. So ziemlich alles (inkl. Schlaf- und Rucksack) war nass. Gut, dass ich die Sachen im warmen Zimmer trocknen konnte.

Nun musste ich natürlich überlegen, wie ich zu einem Ersatzteil komme. Ich wusste, dass der anscheinend einzige Kogahändler in den USA in Santa Barbara, kurz vor Los Angeles, beheimatet ist. 1’500 km mit diesem Bastel waren mir zu weit und da ich ohnehin meinen Grossonkel Josef in San Jose besuchen wollte, entschloss ich mich, mit Bus und Zug dorthin zu fahren und dann bei ihm ein Ersatzteil zu organisieren. Die Buchung über die Internetseite von Amtrak funktionierte aber nicht, weshalb ich die angegebene Nummer anrief. Dort informierte mich eine freundliche Mitarbeiterin, für die Busstrecke von Coos Bay zurück nach Eugene könne das Fahrrad nicht mitgeführt werden. Am Samstagmorgen verpasste ich die Büroöffnungszeiten des Busbetriebes: 06.45 – 07.15. So beschloss ich, es am Sonntagmorgen einfach zu versuchen.

Am Samstag machte ich noch eine kleine Ausfahrt an die Küste, wo ich mein Zelt zum trocknen aufstellte und während dieser Zeit im Café nebenan einen Chai-Tee trank und las. Am Abend packte ich dann und gönnte mir nochmals ein Bad.

Ziemlich früh machte ich mich dann auf die paar Meter zur Haltestelle, schliesslich wollte ich gleich bei Büroöffnung dort sein. Und oh Überraschung, der Velotransport war natürlich überhaupt kein Problem! So ging die Fahrt wieder zurück entlang jener Strecke, die ich ein paar Tage zuvor in die andere Richtung geradelt war. Der Nebel sorgte dabei für eine interessante Stimmung und eine Sonnenscheibe, die wie ein Vollmond aussah. Leider liess sich das aus dem fahrenden Bus nicht fotografieren.

In Eugene löste ich dann gleich ein Bahnticket nach San Jose, wunderte mich aber über den Preis von US$ 155 – ich hatte für die gesamte Strecke von Coos Bay einen Preis von ca. US$ 130 im Kopf. Mit Reed aus Vancouver unterhielt ich mich dann lange bei einem Stück Pizza als sehr spätem Frühstück. Am frühen Nachmittag gab’s dann noch einen Imbiss und hier überprüfte ich nochmals die Amtrak-Seite. Zurück am Bahnhof wollte ich wissen, weshalb die Tickets im Internet für US$ 99 angeboten werden. Er meinte dann lapidarisch, es gäbe halt nur eine beschränkte Anzahl jeder Preisklasse und ich hätte halt am Freitag buchen sollen – als ob ich das nicht gewollt hätte. Natürlich war ich jetzt ziemlich sauer auf Amtrak. Wobei das ja ein ziemlich sozialer Arbeitgeber sein muss, finden sie doch offensichtlich auch für den grössten Trottel noch eine Stelle. Die Fahrt selber verlief dann ziemlich ereignislos. Nur die Armlehne zwischen Sitz und Fenster verhinderte während der Nacht ein besseres Anlehnen. Schliesslich kam ich aber wohlbehalten und auch mit ein, zwei Mützen Schlaf in San Jose im sonnig heissen Kalifornien an.