El Rosario – Guerrero Negro (22.10.2013 – 27.10.2013)

El Rosario – El Sacrificio (45 km) – San Agustín (42 km) – Cataviña (37 km) – Punta Prieta (117 km) – Guerrero Negro (119 km)

Nach der mehr oder weniger erzwungenen Pause machte ich mich also wieder auf den Weg. Die ersten 45 km waren ziemlich bergig und wenn’s schon auf beiden Seiten ein Meer hat, hätte ich mir etwas mehr Exklusivität für unsere Berge gewünscht! Es war heiss und der Rückenwind half zwar, verhinderte aber auch den kleinsten Windhauch im Gesicht. Eigentlich wollte ich bis San Agustín fahren, war aber um zwei Stunden vor dem Eindunkeln immer noch 40 km entfernt. So war ich froh, eine Lonchería zu erreichen, wo ich im Garten zelten konnte. Beim Aufbau musste ich die Kätzchen mit Nachdruck verjagen. Irgendwie fanden wir das Schattenjagen am Zelt unterschiedlich witzig. Am Abend setzte ich mich rein und plauderte nach dem Nachtessen noch lange mit den Besitzern und den Gästen. Ein LKW-Fahrer spendierte mir sogar eine heisse Schokolade 🙂

Ich stand am anderen Morgen nicht allzu früh auf – heute sollte es mehrheitlich “flach” weitergehen. Und zudem wachte ich nachts ein paar Mal auf, als die Hunde anschlugen. Nach dem Frühstück unterhielt ich mich noch ein Weilchen mit Juan, der am Vormittag die Stellung hielt und mich aufklärte, die Hunde hätten in der Nacht Kojoten verjagt. Die seien aber für Menschen nicht gefährlich und nur an den Hühnern interessiert. Ich war dann mässig beruhigt, fand bellende Hunde zur Abwechslung mal ganz toll und hatte auch mit dem Kojoten Verständnis – so ein saftiges Poulet zum Znacht… Dann ging’s ohne Probleme bis San Agustín. Das Frühstück war kurz vorher verbrannt und ich schaffte es gerade noch ohne Pause bis zur nächsten Lonchería. Dort ass ich was, kippte dazu beinahe 2l runter. Als ich von der Toilette zurückkam, traf ich vor dem Eingang auf Georgie und Mohsen aus London. Die beiden sind in San Francisco losgeradelt. Von der Grenze bis Ensenada nahmen sie dann den Bus, um von dort wieder in die Pedalen zu treten. Nach einem Tag hatten sie aber ein Problem mit einem gebrochenen Träger für die Fronttaschen, weshalb sie umkehrten, in Ensenada auf Ersatz warteten und dann mit dem Bus bis El Rosario fuhren. Nun waren sie also den ersten Tag in der (Halb-) Wüste unterwegs. Wie ich hatten sie geplant, heute bis Cataviña zu kommen, da es dort Unterkünfte gibt. Sie waren allerdings schon ziemlich platt, was ich nach der gestrigen Etappe verstehen konnte. Wir plauderten dann solange, dass es für eine Weiterfahrt sowieso zu spät war und zelteten hinter dem Restaurant. Eigentlich wäre das wohl ein Camper-Park, mir gefiel es eine Ecke weiter aber etwas besser, da dort Reifenstapel für etwas Windschutz sorgten und sie schlossen sich an. Später bemerkten wir dann, dass das wohl das Gelände der Reifenwerkstatt war, wo sich aber niemand an uns störte.

Nun wollten wir die verbleibenden paar km nach Cataviña zurücklegen und uns dort einen freien Nachmittag gönnen. Unterwegs hielten wir bei einer Tafel, die ein Museum usw. ankündigte. Allerdings fanden wir nur ein paar leere verfallende Gebäude. So erreichten wir gegen Mittag bereits das Ziel. Während wir uns einen Willkommenstrunk beim Minimarkt gönnten. Fuhr Gabino mit einer Ladung Gebrauchtwaren vor. Wir unterhielten uns noch ein Weilchen, dann machte er sich auf zu seinem Laden in Loreto, während wir uns ein Zimmer suchten. Nach der grössten Hitze wollten wir die Malereien besuchen, die im Reiseführer beschrieben wurden. Nach wenigen Metern über Sand erreichten wir die Strasse – und sowohl Georgie als auch Mohsen hatten Dornen in den Reifen. Sie reparierten, ich versuchte beim teuren Hotel ein paar Dollars umzutauschen. Dort traf ich auf einen Amerikaner, der mir von der Baja1000 erzählte, einem Offroadrennen, das dieses Jahr aus einer Rundtour mit Start und Ziel in Ensenada besteht. Wieder zurück waren die zwei immer noch am basteln. Ich fand dann in meinem Reifen auch wieder mal sowas wie eine Heftklammer. Das in Santiago de Chile eingesprühte Dichtmittel reparierte aber das kleine Loch im Schlauch ohne mein Zutun. Wir entschieden dann, dass unser Ausflugsziel vermutlich das Geistermuseum vom Morgen war und blieben im Motel. Dort genossen wir den Sonnenuntergang und Georgie und Mohsen eine kalte Dusche. Der Ort hat keine Anbindung ans Stromnetz, weshalb Elektrizität mit Generatoren erzeugt werden muss. Als ich schliesslich doch noch unter die Dusche wollte, war es schon stockdunkel. Dunkel = Lichtbedarf = Strombedarf = Generator anlassen = Warmwasser (bzw. warmes Rinnsal) 😉

Nach Cataviña zog sich die Strasse nochmals in die Hügel. Die Höhe war dann aber bald erreicht und es lief immer besser. Am späten Nachmittag konnten wir uns sogar über einen kräftigen Rückenwind bei leichtem Gefälle freuen – das leichte Gefälle blieb, der Wind drehte plötzlich und blies uns die letzten 20 km entgegen. In Punta Prieta wollte wir wieder bei einer Lonchería anfragen, ob wir zelten können. Da das Kaff auf einem Minihügel liegt, ging es hinter den Gebäuden aber gleich runter. So fragten wir in einem Restaurant, ob sie eine Idee hätte, worauf sie uns an die Polizeistation verwiesen. Dort zeigte man uns einen Rohbau, wo wir unsere Zelt im Innern aufstellen konnten. Das Gebäude wird von der Polizei als Dusche, Küche und Kraftraum benutzt und beim vorherrschenden trockenen Wetter braucht es keine Türen und Fenster. Ich hatte gar keine Lust, zu kochen und meine beiden Begleiter fühlten sich etwa gleich. So machten wir uns wieder auf zum Restaurant für ein paar Quesadillas.

Wieder begannen wir den Tag mit einigen Hügeln. Langsam kam meine Kondition wieder zurück und da ich bergab Schwerkraft (und sparsamerem Bremsen) sei Dank viel schneller als Mohsen und vor allem Georgie war, fuhr ich vorneweg. Bis zur Mittagspause hatten wir bereits 65 km hinter uns. Als wir uns an das letzte Wegstück machen wollten, kam uns doch tatsächlich ein Fussgänger mit Rollkoffer entgegen! Da soll nochmals jemand behaupten, die Radfahrer seien verrückt 😉 Ich half ihm mit einer Flasche Wasser und einem Milkyway aus und dann ging’s weiter. Am frühen Abend erreichten wir dann Guerrero Negro, wo wir uns im Hotel Las Ballenas für zwei Nächte einquartierten. Der Name (Schwarzer Krieger) stammt von einem amerikanischen Walfangschiff namens Black Warrior, das hier 1858 strandete. Nach einer kurzen Erholungspause machten wir uns auf zur Taquería, die uns der Hotelangestellte empfohlen hatte. Im El Poblana feirerten wir die Durchfahrt durch die Desierto Central mit Tacos, Tostados und Vampiros 🙂

Am Sonntag feierte Georgie dann ihren 30. Geburtstag. Mohsen und ich gingen zur Wäscherei und auf dem Rückweg Zutaten für eine “Torte” einkaufen: Petit Beurre, Nesquik und Schlagrahm aus der Sprühdose. Beim Abholen der Wäsche brachte Mohsen unser Meisterwerk dann zum Restaurant, wo wir am Abend essen wollten. Wir genossen unser Fischmenü und das Dessert.

Die Desierto Central (Zentralwüste) war teilweise sehr anstrengend zu fahren. Zum Glück mussten wir uns aber kaum mit Gegenwind rumschlagen. Landschaftlich war das aber wirklich mal was Einzigartiges. Im Gegensatz zur trockenen Atacama gibt es hier durchaus genügend Feuchtigkeit oder Grundwasser, dass riesige Kakteenwälder gedeihen können – es empfiehlt sich nur, genau aufzupassen, wohin man fährt oder tritt 😉