Cancún – Rivas Vaciamadrid (Flug / Lieferwagen) – Mondéjar (54 km) – Carrascosa del Campo (72 km) – Cuenca (60 km) – Motilla del Palancar (66 km) – Camporrobles (59 km) – Alaquàs (123 km)
Nach einem ereignisarmen Flug landete ich gegen Mittag in Madrid, bzw. im Dorf Barajas. Ich schraubte mein Velo wieder zusammen und fuhr ins Dorf, um mir eine spanische Telefonnummer zuzulegen. Ich erreichte Shindo, mit dem ich mich über warmshowers.org verabredet hatte und wir vereinbarten einen Treffpunkt beim Flughafen. Zuerst musste ich aber nochmals abpacken und die neue Kette nochmals neu einziehen. Beim Wechsel zuvor hatte ich sie nicht richtig eingefädelt und nun konnte ich nicht mehr richtig schalten. Überrascht war ich aber eher darüber, dass ich so überhaupt losfahren konnte. Nach ein paar weiteren Anrufen standen wir dann auch tatsächlich vor der selben Eingangstüre. Wir luden mein Zeug in seinen VW-Bus und fuhren zu einem Einkaufszentrum, um seine Freundin Almu mitzunehmen. Dann erreichten wir ihre Wohnung, wo uns ihr Hund schon freudig erwartete. Shindo war letztes Jahr von Madrid in die Türkei geradelt und hat während zwei Monaten gerade mal EUR 300 verbraucht! Aktuell planen sie eine Amerika-Radreise zu dritt – den Anhänger für den Hund haben sie bereits gekauft. Was ihnen Sorgen bereitet, ist die wirtschaftliche Situation in Spanien mit anscheinend ca. 25% Arbeitslosigkeit. Während Shindo für einen Fahrrad- und Komponentenhersteller arbeitet und dort allenfalls nach der Reise wieder einsteigen kann, dürfte es für Almu als Erzieherin in einer Kindertagesstätte schwieriger werden. So verging der Rest des Abends sehr schnell und trotz sieben Stunden Zeitunterschied war ich ziemlich müde.
Den Jetlag bemerkte ich dann erst am nächsten Tag. Ich stand zwar am Morgen noch auf und verabschiedete Shindo und Almu zur Arbeit, danach legte ich mich aber nochmals hin und erwachte erst um 14.00 wieder! Ich machte einen kurzen Spaziergang durch die Nachbarschaft (Café, Supermarkt und Elektrogeschäft für ein passendes Computerkabel), kam zur Wohnanlage zurück und überlegte: Welches der Häuser war denn nun das richtige… Den Abend verbrachten wir bei Decathlon, einem Sport- und Outdoorgeschäft. Neben Radlerhosen, Handschuhen, neuen Lampen und einem Lenkerband brauchte ich nach dem Flug auch noch einen neuen Helm. Zum Znacht schoben wir eine selbstgemachte Pizza in den Ofen. Kurz entschlossen blieb ich einen Tag länger. Ich brauchte einen Schreibtag und auch die Küche wollte ich mal wieder für ein paar Kekse nutzen. Abends fuhren wir für einen Stadtbummel und ein letztes gemeinsames Abendessen nach Madrid.
Dann war es endlich wieder Zeit, in die Pedalen zu treten. Nachdem ich den tollen Empfang geniessen konnte, lockte mich das heisse, trockene Wetter nach draussen. Vor der Abfahrt stellte Shindo mein Fahrrad nochmals richtig ein und am frühen Nachmittag ging’s dann los. Eigentlich wollte ich auf direktem Wege nach Barcelona. Shindo empfahl mir aber, über Cuenca zu fahren. Also machte ich mich auf den Weg durch die Bergdörfer. Das war gar nicht so einfach. Erst fuhr ich gleich mal einen 10 km-Umweg, um ein ca. 1 km langes Autobahnstück zu umfahren. Danach fiel es mir schwer, mich mit der Strassenbeschilderung anzufreunden, da diese anscheinend wahllos mal entferntere Orte, dann wieder kleiner Käffer in der Nähe anzeigte. Schliesslich wollte ich in einem Tankstellen-Shop eine detailliertere Karte kaufen, die sie allerdings nicht im Sortiment führten. Dafür zeichnete mir einer der Angestellten einen Wegbeschrieb für die nächsten ca. 50 km. Ein anderer hatte aber noch viel “bessere” Alternativen. Wegen Autobahnabschnitten oder zu grossen Umwegen wurden diese nach und nach verworfen, sodass er mir nach einer guten Stunde empfahl, den von mir bereits vorher notierten Ortschaften zu folgen! So landete ich abends in Mondéjar. Das Trinkgeld beim Znacht strich ich – unaufmerksam, langsam und nicht sehr freundlich. Vor dem schlafengehen musste ich meinen mexikanischen Freunden noch schreiben, dass ich jetzt ca. 50 km südlich von Guadalajara übernachte, diesmal aber im viel kleineren spanischen Original.
Diesmal stimmte die Empfehlung für eine Alternativstrecke. Allerdings verpasste ich eine Abzweigung und fuhr dann doch Richtung Autostrasse, wo es aber eine Servicestrasse gebe. Überrascht wurde ich an diesem Sonntag aber vor allem dadurch, dass in den meisten Dörfern wirklich alles geschlossen war, neben den Läden auch Tankstellen und Restaurants. So musste ich tatsächlich zum ersten Mal mein Gepäck nach den Tropfen durchwühlen, um das Brunennwasser trinkbar zu machen. Gegen Abend erreichte ich dann aber doch noch einen etwas grösseren Ort, der auch ein paar Zimmer und einen geöffneten Tankstellen-Shop anzubieten hatte.
Weiter ging’s nach Cuenca. Die Stadt ist in einen Hügel gebaut. Dabei ist besonders die Ansicht über die Schlucht mit den Gebäuden am Abhang beeindruckend. Auf die Öffnung der Touri-Info wartend musste ich die steile Rampe natürlich auch noch hochtreten, mit Sicherheit die steilste Stelle meiner gesamten bisherigen Tour! Unterschlupf fand ich diesmal in einer Pension, wo mich das ältere Paar alle paar Minuten fragte, ob ich denn mit Auto oder Motorrad unterwegs sei – obschon mein Velo da bereits in der Pension im Gang stand.
Cuenca verliess ich dann wieder erst sehr spät. Ich versuchte erst noch, online Visitenkarten zu bestellen. Allerdings nervten mich die Versandgebühren von bis zu 500% des Warenwertes (EUR 6 und EUR 30) und so liess ich es am Schluss bleiben. Auch war ich mir nicht sicher, ob ich durch die Berge oder nach Valencia und am Meer entlang fahren sollte. Schliesslich entschied ich mich für zweiteres, da ich mich noch nicht so richtig fit und wohl fühlte, um durch abgeschiedenes Bergland zu fahren. Auch Richtung Valencia ging es erst mal ein Stück bergauf durch wohlriechende Nadelwäder. Zur Stärkung gönnte ich mir bei einer Pause ein weisses Schoggifondue nach spanischer Art – sprich, die doofe Schokolade war geschmolzen! Zum Glück hatte ich aber auch Brot dabei und so schmeckte es ganz gut.
Am nächsten Tag wollte ich auf den Zeltplatz bei Villargordo, auf dem ich eigentlich bereits am Abend zuvor hätte eintreffen wollen. Unterwegs hielt aber ein Auto: Kevin aus New York und Sonia, die in der Gegend aufgewachsen war. Sie seien im letzten Jahr den Apalachenweg (ca. 3’500 km) gewandert. Wir plauderten eine Weile am Strassenrand und verabredeten uns für später in Camporrobles, das von meinem eigentlichen Ziel nochmals 15 km entfernt war – ihre Mutter hätte dort eine Pension. Vorher trafen wir aber nochmals aufeinander. Die beiden hatten eine längere Pause mit schwimmen in einem eiskalten Fluss gemacht, während ich mich mit ein paar Fotos begnügte. Landschaftlich gefiel mir die Gegend schon seit Madrid. Nach Sonnenblumenfeldern und Nadelwäldern fuhr ich nun eher durch Rebberge. Am Abend traf ich dann in Camporrobles ein und fand auch die Adresse problemlos. Die Mutter wies mich dann zweimal darauf hin, dass sie normalerweise EUR 5 mehr verlange, ihre Tochter aber anscheinend den Tarif der Niedersaison gewollt hätte – danke Sonia 😉 Dafür blockierte der Riegel der Zimmertüre, sodass ich die Abdeckung abnehmen und das Schloss auseinanderschrauben musste. Zum Glück hatte ich ein Taschenmesser dabei!
Ich frühstückte mit Sonia – Kevin kämpfte mit einem steifen Hals. Nun war es auch nicht mehr weit nach Valencia, bzw. nach Torrente, wo ich für einen neuen Sattel nochmals bei Decathlon vorbei wollte. Ich kam eigentlich ganz ordentlich voran, hatte später dann etwas mit dem Wind zu kämpfen. Nach Requena stand ich dann plötzlich in der Autobahnauffahrt. Nach einigem Hin und Her fand ich aber die Einfahr in die Servicestrasse. Blöder war es in Chiva. Ich folgte den weissen Wegweisern (Landstrasse) und stand kurz darauf wieder vor der Autobahn: Alternative ca. 10 km Umweg! Dazu nervten mich auch noch unfreundliche und zum Teil auch unhöfliche Leute, die Fragen nach dem Weg teilweise nicht mal beantworteten. Trotzdem kam ich kurz vor 22.00 in Torrente an. Ich sass in ein asiatisches Restaurant mit Buffett und WIFI und suchte während dem Nachtessen eine Unterkunft. Tatsächlich gab es in diesem Vorort Valencias gar nichts, weshalb ich ca. 7 km weiter ein Zimmer buchte. Der Weg dorthin erwies sich als nicht ganz einfach zu finden. Höhepunkt war dann aber der Burgerking. Ich wollte nach dem Weg fragen oder das WIFI zur Suche nutzen. Allerdings wollten sie grad schliessen, also fragte ich nach dem Hotel Alaquàs. Das sei in Alaquàs. Wow, da hat aber eine ihre grauen Zellen ganz schön strapaziert! Ob sie denn vielleicht auch wisse, wo Alaquàs sei. Also eigentlich müsse ich nach rechts, das sei aber Autostrasse. Also zurück und nach ein paar 100m nach links. Dort fragte ich nochmals und wurde zurück zum Kreisel geschickt, dort aber geradeaus. Der Strasse folgend fuhr ich ohne weitere Abzweigung direkt vor das Hotel. Nachts um 00.30 (wohl absichtlich) in die falsche Richtung geschickt – das ist mir echt noch nie passiert! Dafür wurde ich dann nachts um 01.00 im Hotel herzlich willkommen geheissen.