Villahermosa – Cancún (30.06.2014 – 08.07.2014)

Villahermosa – Chetumal (Bus) – Limones (91 km) – Felipe Carrillo Puerto (69 km) – Tulúm (97 km) – Cozumel (65 km) – Cancún (72 km)

Die Zeit im Bus verschlief ich grösstenteils, was ja grundsätzlich die Idee eines Nachtbuses ist. Unterbrochen wurde die Fahrt im beinahe leeren Bus nur am einzigen Zwischenhalt und danach irgendwo an einer Kontrollstelle.

In Chetumal wollte ich eigentlich erst mal ein Restaurant mit WIFI suchen, um mich etwas über Quintana Roo zu informieren. Leider öffneten die aber erst um 08.00 und 40 Minuten warten wollte ich nicht. Also fuhr ich um 07.20 bei schon 28°C los. In Bacalar machte ich dann Mittagspause – nachdem ich das 11’111km-Foto um einige Meter verpasst hatte. Weiter ging’s nach Richtung Chacchoben. Und schon wieder Löcher im Schlauch! Diesmal wechselte ich auch den Pneu und danach war in der Hinsicht Ruhe bis Cancún. Für die Ruinen war es jetzt bereits zu spät, zuviel Zeit hatte ich verloren und in der prallen Sonne auch zuviel Energie. Später las ich dann, dass das eine der grössten Mayasiedlungen gewesen sei. Zelten wollte ich bei dieser Hitze nicht, da ich bei meiner Behausung das Innenzelt nicht einzeln aufstellen kann und sie sich extrem aufheizt. Die generelle Meinung war, die nächsten Unterkünfte gebe es in F. Carrillo Puerto. In Limones dachte ich mir dann aber, also wenn das Kaff schon fünf Taxis hat, wird’s wohl auch ein Zimmer geben. Und so war’s dann zum Glück auch.

Weiter ging’s auf der beinahe topfebenen (ungefähr so eben wie die Töpfe im Hostel in Guadalajara) Strasse. Links Wald, rechts Wald. Zwischendurch mal eine Tacobude am Strassenrand – wobei ich fast allen einen Besuch abstattete. Am Nachmittag erreichte ich dann bereits die Stadt, checkte in einem schönen Hotel etwas ausserhalb ein und aktualisierte mal wieder meine Internetseite.

Auf dem Weg nach Tulúm kam ich dann gezwungenermassen erst mal recht zügig voran. Das erste Restaurant erreichte ich nämlich erst nach ca. 45 km mit den letzten Wassertropfen in der Flasche. Das Paar machte einen Eindruck, wie ich in hier schon öfters erlebt habe. Sie schien sogar genervt, als ich sie zum bezahlen störte. Er war zwar freundlich, schien aber nicht wirklich zu verstehen, worüber wir plauderten. Generell kamen mir die Leute hier etwas verschlossener vor. Weiter ging’s und nach gut 70 km erreichte ich Muyil, wo wieder eine archäologische Stätte auf mich wartete. Allerdings war sie etwas ungeduldig und schloss die Tore kurz bevor ich um exakt 16.36 ankam. Auch an anderen Orten tun sie sich nicht mit langen Öffnungszeiten hervor. Vermutlich warten sie die Bustouristen aus Tulúm, Playa del Carmen und Cancún ab und schliessen dann wieder, obwohl es bestimmt angenehmer wäre, die Anlagen am späten Nachmittag statt in der grössten Mittagshitze zu besuchen. Ich kam dann halt etwas eher in Tulúm an und bekam von einer Touristin einen Tipp für ein Hotel zu einem angemessenen Preis. Heute verfluchte ich einerseits den teilweise minütlich wechselnden Wind, andererseits genoss ich auch die Fahrt bei Sonnenschein durch ganze Schwärme von Schmetterlingen.

Weiter ging’s mit dem vorletzten Radeltag vor dem Flug nach Madrid. Nach einer Weile kam ich  an einem Schild vorbei, das mit einer Höhlenführung warb. Dort kam ich gerade noch rechtzeitig unter das (ziemlich durchlässige) Dach aus was auch immer, gleich darauf folgte ein ordentlicher dafür aber kurzer Guss. Mit einem umgebauten traktorähnlichen Gefährt, bei dem eine Metallstange (Achtung: mit irgendeinem Schutz halten!) dazu diente, durch gezieltes herumstochern im Motor, diesen in Gang zu setzen. Die Fahrt dauerte nur ein paar Minuten und schon standen wir vor dem Eingangsloch zum Höhlenlabyrinth. Als Empfangskomitee wartete ein Mückenschwarm ungefähr so aufdringlich, wie die Verkäufer von Jaguar-Pfeifen und anderem “originalem” Kitsch vor den Pyramiden. Ins Wasser wollten die Plagegeister dann doch nicht mitkommen und wir hatten wieder unsere Ruhe. Und hier unten war es nun wirklich ruhig. Stalaktiten und Stalagmiten ragten von unten ins Wasser oder von oben in die Luft. Anscheinend seien die Höhlen hier durch Einsturz nach einem Meteoriteneinschlage entstanden. Die Trümmer sind bis heute im Wasser liegend zu sehen. Nach einer Weile meinte mein Führer, früher hätte man Menschen (abgefüllt und gefesselt) als Opfer in die Wasserlöcher geschmissen, dasselbe Wassersystem dann aber auch für das Trinkwasser verwendet. Eine Theorie sei nun, dass sich die Maya dadurch selbst vergifteten und deshalb ausgestorben seien. Dann lachte er, die andere Theroie sei, dass Ufos sie mitgenommen hätten. Wer weiss, für welche der Theorien es mehr Anhaltspunkte gibt 😉 Meine Kamera durfte leider aufgrund einer Wasserallergie nicht mit. So bleiben aber immerhin noch die Bilder im Kopf. Nur ein kleines Stück weiter erreichte ich dann die Ruinen von Xel-Há. Diese hier versprüten nicht das Ambiente wie z.B. Plazuelas. So machte ich mich bald wieder auf und am frühen Abend erreichte ich Playa del Carmen, offensichtlich kurz nach einem Regenguss. Nun wunderte ich mich nicht mehr, dass der Tag extrem schwül war. Als erstes fuhr ich zum mir noch bekannten Liquado-Stand. Dort wurde ich ebenfalls wieder erkannt und zu einem Bananen-Schoko-Milchshake eingeladen! Auf dem Weg zur Fähre sagte ich noch schnell im Hostel vom Januar/Februar Hallo und rollte durch die Haupt-Touristrasse. Nun wurde ich alle paar Meter angesprochen – und zwar ausnahmslos von den Geschäftsbesitzern. Zur Abwechslung wollten sie mal nichts verkaufen, sondern nach dem Woher und Wohin fragen. Die Fähre verpasste ich dann um fünf Minuten, sodass ich bis 19.00 warten musste. Dann erreichten wir die Insel Cozumel und nach einiger Fragerei fand ich auch mein Hotel.

Meinen vorerst letzten Radeltag in Amerika startete ich mit einem Besuch im Cariloha-Shop, um meine Bambus-T-Shirts zu ersetzen. Auf die Inselrundfahrt verzichtete ich. Die ca. 65 km überraschten mich. So setzte ich mit der 12.00-Fähre wieder nach Playa del Carmen über und radelte nach Nordosten. Von der Strecke gibt es nicht viel Interessantes zu berichten. Allerdings vermisste ich das Hochgefühl bei erreichen eines Meilensteins wie beispielsweise in Puerto Madryn, Malalcahuello, Dawson City oder La Paz. Hier behielt die Wehmut die Oberhand. Unterwegs hatte ich ein Hotelzimmer in der Stadt gebucht. In den Hostels fand ich keine Privatzimmer, was ich wollte, um in Ruhe das Velo auseinanderzunehmen und einzupacken, die Hotels in der Hotelzone am Küstenring fielen weg, da ich u.a. noch eine Schachtel für den Fahrradtransport organisieren musste. So buchte ich im Zentrum ein Zimmer im Hotel Xbalamqué, benannt nach einem Krieger.

Die Zeit in Cancún verbrachte ich mit der Suche nach einer passenden Kartonschachtel für mein Velo, das auseinanderschrauben und einpacken desselben. Zwei Stunden brauchte ich, um ca. 150 Fotos zur Sicherung hochzuladen. Und dann hatte ich nochmals einen Rückfall und mein Magen spielte verrückt, sodass ich zeitweise dachte, ich müsste die Reiserücktrittsversicherung in Anspruch nehmen und den Abflug verschieben. Am späten Morgen ging es dann aber doch wieder und ich machte mich per Taxi auf den Weg zum Flughafen. Dort war es dann gar nicht mehr so schlecht, dass ich keinen Appetit hatte. Drei- bis fünffache Preise als sonst in Mexiko üblich störten mich gewaltig. Cancún ist generell wohl der teuerste Ort in Mexiko, wo alles darauf ausgerichtet ist, den Ami- und Europatouristen die Dólares, Euros und Francos aus der Tasche zu ziehen und sie dafür mit einigen (zwar weltbekannten) Attraktionen und etwas Pseudomexiko abzuspeisen. Beim Check-In wollte die Chefin dann auch noch einen Beleg, dass das Fahrrad als Sondergepäck bereits bezahlt sei, worauf ich die E-Mail der Pullmanturair wieder an die Pullmanturair (bzw. deren Vertretung) zurückschicken musste. Noch ein paar Postkarten einwerfen und schon konnte ich durch die Sicherheitskontrolle. So endete mein Velo-Amerika-Abenteuer vorerst nach 11’465 km, 71’653 Höhenmetern bergauf, deren 71’388 wieder bergab und das alles in gut 662 Stunden Fahrzeit.