Santa Elena – Ojo de Agua (10.05.2014 – 21.06.2014)

Santa Elena – Degollado (57 km) – Pénjamo (65 km) – Valle de Santiago (87 km) – Apaseo el Grande (73 km) – San Juan del Río (87 km) – Tepeji del Río (112 km) – Ojo de Agua (70 km)

Die Zeit auf Charlys Rancho verging schnell. Dazu nutzte ich die Zeit auch, um nochmals ein bisschen an meinem Gebiss rumdoktern zu lassen oder einen ersten Sehtest nach der Laseroperation vor zwei Jahren. Valentin von der Mühle und Salvatore von der Käserei kamen häufig vorbei und zwischendurch gingen wir auch zu Freunden zum Essen. Zwei Highlights waren die beiden Besuche zurück in Guadalajara. Erst für ein Openair (Revolution 2014), danach zu Pandas Geburtstagsfeier. Vor allem beim zweiten Mal traf ich wieder viele meiner Freunde und die Tage vergingen wie im Flug.

Schliesslich war es dann Zeit, weiterzuziehen. Nachdem zwei Wochen zuvor bereits ein erstes heftiges Gewitter durchgezogen war, machte ich mich bei schönstem Wetter wieder auf den Weg. Zuerst ging es nur bis zum Zócalo – dort konnte ich dann endlich ein paar Fotos für Kilometer 10’000 machen. Weiter ging’s durch ein paar Dörfer wobei trotz (oder aufgrund) häufiger Nachfragen etwas zu früh auf der Hauptstrasse landete und so einen kleinen Umweg fuhr. Am Abend erreichte ich schliesslich Degollado, ein herziges Städtchen, wo ich im einzigen aber schönen Hotel des Ortes eincheckte.

Kurz nach dem Start überquerte ich am nächsten Tag die Grenze zum Bundesstaat Michoacán, von dem mir alle abgeraten haben. Sofort waren die Strassen schlechter – dafür die Autofahrer euphorischer! Gegen zwanzig Leute hielten an um nach dem Woher und Wohin zu fragen oder hupten begeistert. Nach knapp 20km war Michoacán dann schon wieder vorbei und ich passierte die Grenze zu Guanajuato. Der Empfehlung des Hotelangestellten aus Degollado und dem entsprechenden Schild an der Strasse folgend erreichte ich am späten Nachmittag die Ruinen von Plazuelas. 14% Steigung! Eigentlich könnte man ja auch schieben, aber… ach, doofes Ego! Die Anlage ist erst seit kurzem für die Öffentlichkeit geöffnet. Mich erwartete erst ein zwar kleines aber sehr schön gemachtes Museum, danach wollte ich natürlich auch die Pyramiden sehen. Die Anlage besteht aus drei kleine Pyramiden und ist natürlich viel weniger gewaltig als jene beispielsweise in Chichén Itzá. Dafür war auch der ganze Tourismusschrott nicht vorhanden und ich war der einzige Besucher. So wanderte ich den Weg weiter hinauf und nach einer Kuppe erwartete mich ein unglaublicher Anblick. Hinter dem obligatorischen Ballspielplatz standen die drei Pyramiden vor den drei Hügeln, die sie auch symbolisieren. Die Stimmung in der heissen Abendsonne, ganz alleine vor den Bauwerken der (vermutlich) Chichimecas empfand ich schlicht als grandios. Nach den letzten 15km im Gegenwind erreichte ich dann Pénjamo, wo ich nahe der schönen Plaza ein günstiges Zimmer fand. Bereits bei der Ankunft fragten mich aber zwei Teenies, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen 😉

Wieder machte ich mich mit nervendem Gegenwind auf den Weg. Nach der positiven Erfahrung gestern verliess ich nach einer Weile dei Hauptstrasse und folgte den Wegweisern zu den Pyramiden von Peralta. Hier wird seit 12 Jahren gebuddelt und seit zwei Jahren ist die Anlage auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum fand ich zwar nicht so toll wie jenes in Plazuelas, dafür gab’s aber auch noch einen Video über die Ausgrabungen im Bundesstaat Guanajuato. Da es keine Pyramide war, war das Hauptgebäude zwar nicht sehr hoch, dafür mit 160m aber ziemlich lang. Ein Mitarbeiter führte mich – wieder alleine – gegen ein Trinkgeld etwas durch die grosse Pyramide und erzählte viel Interessantes. Er sei im Ort aufgewachsen und sie hätten über Generationen das Wissen um die von Erde bedeckten Gebäude weitergegeben. Der Obrigkeit wollten sie aber nichts sagen, da sie dann doch lieber Mais anbauten, statt alte Steine abzupinseln. Überrascht war ich dann, dass die gesamte Anlage total 48 bisher bekannte Gebäude beinhalte. Voll positiver Energie fuhr ich dann weiter. An einem Kiosk offerierte mir der Besitzer eine Flasche Wasser, mit dem richtigen Weg konnten sie mir aber auch nicht weiterhelfen. Das wäre aber auch schwierig gewesen, die richtige Abzweigung hatte ich schon vorher verpasst. So rollte ich am Abend schliesslich in Valle de Santiago ein. Auch hier wurde ich wieder von mehreren Leuten angesprochen und wegen Fotos angefragt.

Zur Abwechslung mit Rückenwind und beinahe topfeben fuhr ich weiter nach Osten. So erreichte ich am frühen Abend Apaseo el Grande – nach Querétaro hätte es vor dem Eindunkeln nicht mehr gereicht. Dafür plauderte ich vor einem Kiosk längere Zeit mir einer Gruppe, tauschte das zu kurze Ersatz-Schaltkabel aus Atotonilco gegen ein passendes ein und spielte mal wieder Fotomodel. Das erste Hotel war mir zu teuer und ich fuhr etwas weiter die Strasse hinunter. Neben mir verlangsamte ein Auto und schliesslich hielten wir für das Gespräch an. Chuma fuhr dann zum Hotel seiner Tante voraus und handelte beim Onkel einen Rabatt aus. Später ging ich zum Supermarkt Frühstück einkaufen und danach essen. Als ich zurückkam, hatte ein Freund von Chuma ein Fresspäckli deponiert. Leider war ich schon voll und auch das Frühstück hatte ich schon gekauft. So nahm ich dann nur die Cola aus dem Kühlschrank und hoffte, dass sonst wer den Rest verputze. Natürlich versuchte ich noch, den Freund per Telefon zu erreichen, was aber erfolglos blieb.

Heute erreichte ich nun mit Querétaro den nächsten Bundesstaat. Auf dem Weg dorthin durfte ich mich über eine mehrere Kilometer lange Autobahnbaustelle freuen, wobei ich im abgesperrten Bereich auf dem neuen Belag meine eigene Spur hatte. Nach der Stadt Querétaro nahm der Verkehr von Norden kommend stark zu. Auch einige ziemlich altersschwache Dinger waren unterwegs. So konnte ich einen LKW eine Steigung hoch über mehrere Kilometer bis zur Kuppe hinter mir lassen. Direkt an der Autobahn fand ich heute kein Zimmer und so musste ich halt doch noch in den Aussenbezirk der Stadt fahren. Das Zimmer war gut, dafür hatte ich im angrenzenden Restaurant eine ziemlich unaufmerksame und auch nicht sehr helle Bedienung – dafür erwartete sie dann 25% Trinkgeld anstatt der üblichen 10%! Für das lange Ignorieren, die abgelaufene Cola (die ich natürlich nicht bezahlte) und das nicht gebrachte Wasser gab’s dann halt 25% weniger als erwartet.

Heute erwartete mich eine der “Königsetappen”. Zuerst kam eine ziemlich durchgehende 50km lange Steigung, deren Ende ich bei ca. 45°C auf 2’700 müM erreichte. Auf einer Raststätte kam ich mit David und seinem Vater (auch David) ins Gespräch und sie luden mich ein, auf der anderen Seite von México D.F. in Ciudad Sahagún bei den (Gross-) Eltern zu übernachten. Nach den Fotos ging’s weiter und natürlich genoss ich die rasante Abfahrt. Einem weiteren Schild folgend fuhr ich Richtung Tula, wo es einige Statuen zu bestaunen gäbe. Leider erreichte ich den Ort erst bei Torschluss und nach der Abfahr in die Stadt, die mir nicht sonderlich gefiel, entschied ich, am nächsten Tag nicht wieder hochzutreten sondern noch nach TepejI del Río weiterzufahren.

Nun war ich schon sehr nahe an der Millionenstadt México. In der Nähe wollte ich einen alten Bekannten besuchen: den Koch aus meinem Hotel in Puerto Madryn an der argentinischen Atlantikküste. Mit einer Karte für ganz Mexiko war die Kleinstadt aber nicht so einfach zu finden und so brauchte ich am Schluss gleich viel Zeit im Sattel als auch für Pausen oder Fragen. Es ist echt unglaublich, wie viele Leute nicht mal die nächste Umgebung kennen. Dafür meinte ein Tankstellenbesitzer tatsächlich, er sei sich nicht sicher und fragte nochmals nach. Das passiert sonst nur selten, da man nicht mit einem “ich weiss nicht” unhöflich sein will. Nach 20 Extrakilometern erreichte ich schliesslich Ojo de Agua und weil die US-Ketten in der Regel WIFI anbieten, steuerte ich den Mc Donald’s an. Nachdem ich dort mein Handy aufgeladen hatte, erreichte mich auch die Nachricht mit Mauricios Nummer. Ihn selber erreichte ich nicht und so nahm ich auf der anderen Strassenseite ein Zimmer. Kurz nach 23.00 rief mich Mau schliesslich an. Wie erwartet war er in seinem Restaurant am arbeiten und hatte sein Handy nicht dabei – wir vereinbarten dann, dass er mich am nächsten Vormittag am Hotel abholt.

Wie vereinbart trafen wir uns in der Lobby – und ich zog die knapp 500m zu seinem Heim um. Er hat vorübergehend die Crepería seines Grossvaters übernommen. Wir luden meine Sachen ab und machten uns gleich auf, ins knapp 20km entfernte Teotihuacán. Im Gegensatz zu den Guachimontones, Plazuelas oder Peralta sind die dortigen Pyramiden eine der Hauptsehenswürdigkeiten Mexikos. Trotzdem waren sie nicht allzu überlaufen. das Ambiente war sehr gut. Natürlich kletterten wir auch die steilen Treppen der Pyramiden hinauf, was uns ganz schön ins schwitzen brachte.

Die nächsten Tage verbrachten wir z.B. mit Einkäufen für seine Crepería. Wobei ich einen 500g-Pack Lindor-Kugeln kaufte und Mau in die Hand drückte. Er sagte zu seinem Grossvater: “Schau mal, was er uns geschenkt hat.” Der nahm die Tüte: “Danke.” “Nein, das ist für alle.” Da packte er sie zur Seite: “Ja, danke!” Er ist zwar körperlich etwas angeschlagen, dafür aber geistig topfit 😉

Nachmittags gingen wir mal zum Bowling (so schlecht war ich seit 20 Jahren nicht mehr), Minigolf (hat das Bowling wieder wett gemacht), Schlittschuhlaufen (!) und Air Hockey spielen. Die Anlage für die GoKarts suchten wir eine Stunde, nur um dann festzustellen, dass sie von Sonntag bis Freitag geöffnet ist – natürlich war Samstag! Abends gingen wir dann gelegentlich Fussball spielen und mittlerweile rennt es sich auch auf ca. 2’300 müM einigermassen.

Meinen geplanten Flug von Cancún nach Madrid habe ich vom 24.06.2014 auf den 08.07.2014 verschoben. Trotzdem muss ich mich wieder mal schweren Herzens auf die Weiterreise machen.