Guadalajara – Santa Elena (07.05.2014 – 09.05.2014)

Guadalajara – Tepatitlán de Morelos (85km) – Santa Elena (1km + Pickup)

Nun war es tatsächlich wieder soweit. Nach einer kurzen Nacht packte ich mein Fahrrad und verabschiedete mich und fuhr los. Mich den lokalen Gegebenheiten anpassend überfuhr ich die ersten fünf Kreuzungen gleich mal bei Rot. Zwischendurch sprachen mich auf den ersten 500m aber schon wieder zwei Personen auf mein Fahrrad bzw. vermutlich vor allem auf das darauf befindliche Gepäck an. Woher, wohin, verrückt usw. usf.

Nach über fünf Monaten in Guadalajara fiel mir der Abschied natürlich schwer. Der Himmel zeigte sich dann auch schon kurz nach dem Start solidarisch und heulte ein bisschen für mich. Soviel zum Wetterbericht, der auf den späten Abend einige Schauer angekündigt hatte. Die Strecke war unspektakulär, mit beinahe 1’000 Steigungsmetern als Startetappe aber recht anstrengend. Trotzdem erreichte ich Tepatitlán problemlos am frühen Abend. Bei der Feuerwehr fragte ich nach der Touri-Info und erhielt als Antwort: Zu deinen Diensten, was willst du Wissen? Für eine Unterkunft schickten sie mich weiter zu einem Gemeindezentrum. Dort kam ich zwar nicht an, dafür aber bei einem öffentlichen (bereits geschlossenen) Gebäude mit Ortsplan. Da ich trotz 10 Minuten intensiver Suche nicht herausfand, wo ich mich denn aktuell befinde, war ich froh, dass ich einen Tipp mit dem Weg zur Plaza de Armas erhielt. Dort quartierte ich mich in einem kleinen Hotel ein.

Das Städtchen – mit über 100’000 Einwohnern für schweizer Verhältnisse eine Grossstadt – gefiel mir recht gut und so legte ich noch einen Ruhetag ein. In einem Café vervollständigte ich den letzten Guadalajara-Bericht. Danach machte ich mich auf die Suche nach Knopfbatterien für meinen Velocomputer. Die normalen Märkte führten solche Batterien nicht, die Uhrengeschäfte waren natürlich alle geschlossen – schliesslich war ja Donnerstagnachmittag! Schliesslich wurde ich dann in der Apotheke doch noch fündig.

Weiter ging’s nun in eine etwas einsamere Gegend. Im Internet fand ich heraus, dass die Strecke über San Juán de los Lagos, León und Guanajuato nicht nur länger sondern auch viel hügeliger ist als der direkte Weg nach Irapuato. Und da ich keine grosse Lust auf weitere Städte verspürte, fiel mir die Entscheidung leicht. Am Ortsausgang (nach 1’140 Metern) hielt ich an einer Kreuzung und wollte nach dem richtigen Weg fragen. Da stoppte ein Pickup und der Fahrer fragte, ob ich auch Schweizer sei. Valentin, in Unterehrendingen AG aufgewachsen, heiratete vor vielen Jahren eine Mexikanerin und da sie in der Schweiz Heimweh hatte, zogen sie vor 28 Jahren nach Mexiko. Kurz darauf wurde er gefragt, ob er als Geschäftsleiter der Getreidemühle in Atotonilco arbeiten möchte. Sein Einwand, er habe aber keine Erfahrung, wurde mit dem Hinweis beseitigt, er könne es ja lernen. Wir fuhren also zur Mühle und während er noch Büroarbeit zu erledigen hatte, führte mich Rafa durch den Betrieb. Später fuhren wir auf’s Land nach Santa Elena, das aber noch zur Gemeinde Atotonilco gehört. Dort liessen wir es uns in Charly’s Restaurant gut gehen. Charly, ursprünglich aus Sevelen SG, selbst traf einst während seiner ersten Mexikoreise in Guadalajara auf Valentin. Vor 23 Jahren liess er sich dann selber hier nieder und baute sich nach und nach einen Betrieb mit Restaurant und Bungalows auf (www.charlys-bungalows.com).

Neben Charly sassen auch zwei Paare am Tisch, die mit grossen Wohnmobilen in Amerika unterwegs sind. Esther und Roland aus Luzern starteten ihre Reise in Buenos Aires und sind nach Norden unterwegs. Hilu und Sigo aus Kassel fahren aus Alaska kommend grundsätzlich in die entgegengesetzte Richtung. Die zwei waren auch längere Zeit mit Angi und Claudio unterwegs, welche ich wiederum Anfang August in Chicken (Alaska) getroffen hatte. Am späten Nachmittag bezog ich eines der Zimmer. Und da ich den Wechsel von Strassenlärm und überlauter Discomusik in Guadalajara zu Windrauschen, Vogelgezwitscher und Grillenzirpen genoss und im Osten und Süden die Regenzeit bereits begonnen hatte, beschloss ich, gleich noch ein Weilchen zu bleiben.