Guadalajara – Playa del Carmen – Guadalajara (26.01.2014 – 08.02.2014)

Am Morgen noch auf den letzten Drücker packen – die am Vorabend gewaschenen Kleider waren noch nicht ganz trocken. Dann sollte auch das Taxi kommen. Allerdings riefen die ca. 20 min vor der Abfahrt an: Unfall (und wohl Stau). Ein Ersatz war dann aber rechtzeitig vor Ort. Der Flug verlief problemlos, von meinem gebuchten Shuttle wusste natürlich niemand was. Das Volaris-Büsschen stand aber trotzdem dort und sie nahmen mich dann auch mit von Cancún ins ca. 50 km entferntet Playa del Carmen. Das Hostel fand ich dann auch schnell und ich meldete mich bei Manuel aus Diepoldsau (bzw. jetzt Rheineck), der hier für ein paar Monate Spanisch lernt(e). Eigentlich wollte er nach einem Monat in einem Waisenhaus (oder so) Englisch unterrichten. An seinem letzten Schultag rief man ihn aber ins Büro, das mit dem Englischunterricht habe doch nicht geklappt, er könne aber bei ihnen im Büro arbeiten, da hätte er ja auch Praxis im Spanisch und würde profitieren. Unglaublich, wie plump die versuchten, gratis eine Arbeitskraft zu ergaunern. Manu wechselte dann halt in eine andere Schule und ging weiter in den Spanischunterricht.

Wir trafen uns zum Nachtessen – und mich traf dort beinahe der Schlag. Doppelt bis dreifache Preise als in Mexiko üblich, die Getränke teurer als am internationalen Flughafen in Mexiko City! Um es mit den Worten aus Schröders “Panmerikanische Skizzen” auszudrücken: Es sind wohl nicht nur die Inkas in Südamerika wegen der Inflation ausgewandert sein. Auch für die hiesigen Völker dürfte Yucatán ein zu teures Pflaster geworden sein. Nachdem das Rätsel über den Untergang dieser Kulturen geklärt war, konnten wir uns dem Essen und einigen Drinks sowie ein paar Anekdoten widmen 😉

Die ersten Tage unternahm ich nicht wirklich viel, nach Manus Schule ein bisschen an den Strand oder zum Abendessen. Dabei fand ich auch wesentlich preiswertere Restaurants. Da war die Auswanderungsreaktion der Mayas und Azteken wohl doch etwas voreilig – oder sollte gar die ganze Theorie falsch sein…

Am Donnerstag machten wir dann einen Ausflug auf die Isla Mujeres. Manu hatte das vorgeschlagen und einige andere von der Sprachschule hatten eine Tour gebucht. Wir machten also dasselbe, landeten aber entgegen der Zusicherung des Veranstalters auf einem anderen Boot. Leider informierten wir uns vorab auch nicht, woraus die Tour eigentlich besteht. So schlugen wir (bzw. sie) unsere Zeit mit einer laaangsamen Bootsfahrt und etwas Pseudoschnorcheln tot. Also wenn von 5-6 Schiffen die Leute alle an der gleichen Stelle die Birne unter Wasser halten, kann man davon ausgehen, dass sicher nichts Spezielles mehr in der Nähe ist :-/d Endlich auf der Insel angekommen hatten die anderen bereits ca. 15-20 min Vorsprung und waren natürlich nicht mehr da. Wir klinkten uns dann aus der Gruppe aus und mieteten uns Roller für eine Inselrundfahrt. Das Schiff für die Rückfahrt fanden wir auch nicht mehr. Dafür nahmen wir die schnelle Fähre ein günstiges Taxi (MXN 30) zum Busbahnhof und dann den Kleinbus zurück nach Playa del Carmen.

Am Samstag mieteten wir dann ein Auto, um Chichén Itzá zu besuchen, eines der sieben neuen Weltwunder. Mit dabei waren auch Anja, Marlena und Patricia, die Manu in der Schule kennengelernt hatte. Vor Ort zahlten wir erst mal den Eintritt, um dann ca. 50 m entfernt auf der anderen Seite des Ganges nochmals einen Eintritt zu bezahlen. Der eine war für den Staat, der andere für die INAH (Instituto Nacional de Antropología e Historia). Das sich der Gesamtpreis aus den beiden Beträgen zusammensetzt, stand zwar schon am Eingang, eine gemeinsame Kasse war aber wohl nie ein Thema. So können immerhin ein paar weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. Dann nahmen wir das Angebot eines Reiseleiters an und liessen uns von Gabriél die Ruinen zeigen. Er überraschte mit ziemlich guten Deutschkenntnissen, die er sich im Selbststudium beigebracht hatte! Natürlich hatte er auch viele Informationen über die Anlage auf Lager. So waren es erst die Mayas, die an diesem Ort eine Anlage bauten, sich dann aber irgendwann wieder nach Guatemala zurückzogen. Bemerkenswert fand ich dann, dass die später anrückenden Azteken die meisten alten Bauten einfach links liegen liessen und was Neues bauten, ohne die alten Gebäude abzureissen. Die grosse Pyramide wurde dann aber einfach über die alte drübergestülpt – wozu auch das Rad (bzw. die Ausrichtung) neu erfinden 😉 Im Cenote (einem Wasserloch) sollen Leute geopfert worden sein. Dabei sollen die Opfer erst mit Alkohol betäubt und dann ins Wasser geworden sein. Tja, umsonst steht am Baggersee nicht die Warnung, Alkohol und schwimmen zusammen sei gefährlich. Auf der Rückseite schaffte ich es tatsächlich, ein Foto von der Pyramide ohne Touris zu machen. Wir mussten nur einen etwas verjagen, der ins Bild gelaufen war und danach Fotos aus ca. zwei Meter (!) Entfernung machte – das gab bestimmt tolle Bilder 😉 Nach der Führung diskutierten wir noch ein bisschen über Trinkgeld. Der veranschlagte Preis lag bei MXN 750, ca. CHF 50. Für mitteleuropäische Verhältnisse war das für eine zweistündige Führung natürlich günstig. Ich gab dann aber zu bedenken, dass es bei einem täglichen Mindestlohn von MXN 75 einem Mindesteinkommen von 10 Tagen für nur 2 Stunden Arbeit entspricht. Schliesslich wollten sie dann doch noch MXN extra geben. Man mag es ihm ja gönnen. Allerdings müssen wir aufpassen, dass die Touris aus Europa oder den USA, Kanada usw. die Preisstruktur des Landes nicht zerstören und mehr Inflation verursachen.

Nach den vielen Informationen und bei der fortgeschrittenen Zeit waren wir dann hungrig. Beim Cenote Ik’ Kil machten wir uns erst über ein eher mässiges Buffet her. Dann ging’s zum schwimmen ins Wasserloch – natürlich nicht bevor wir uns vergewissert hatten, dass es auch eine Treppe zurück an die Oberwelt gab 😉 Danach mussten wir uns auf die weite Rückfahrt machen. Kurz vor dem Rückgabetermin kamen wir wieder in Playa del Carmen an. Manu erzählte uns später, er sei extra noch ein paar Runden um den Block gefahren, weil er das Auto nicht mit mehr Benzin zurückbringen wollte, als beim Abholen im Tank war 😉

Am Sonntagmorgen vermisste ich dann mal wieder meine Kamera. Alles suchen half nichts, ich war mir aber sicher, dass ich sie im Mietauto liegenlassen hatte. Viel Zeit für die Suche blieb mir aber sowieso nicht, ich wollte nämlich mit der selben Gruppe wie am Vortag nach Tulúm. Erst gingen wir an den Strand, die Playa Paradiso. Während die anderen vier vom “Traumstrand” schwärmten, dachte ich mir, naja, etwas sehr touristisch mit vielen Restaurants, Liegestuhlverleihern usw. Ich zählte dann mal im Kopf nach: bei den vielen einsamen eher naturbelassenen Stränden vora allem in Costa Rica und auf der Baja California, aber auch an der Pazifikküste Chiles schaffte es dieser in Tulúm bei weitem nicht in die Top 10 😉 Speziell war dafür, dass man vom Strand einen Blick auf die Ruinen werfen kann. Diese besuchte ich dann im Alleingang. Der Rest der Gruppe wollte noch ein bisschen am Strand rumliegen, mir wurde es etwas langweilig. Also marschierte ich zum Eingang und bezahlte – diesmal nur an einer Kasse. Tulúm ist viel kleiner als Chichén Itzá, sticht aber durch die spezielle Lage direkt am Meer hervor. Bei den Gebäuden und speziellen Stellen sind Hinweistafeln angebracht, sodass kein Führer notwendig war. Ohne Kamera blieb für Fotos aber nur das Handy. Auf dem Rückweg ging ich dann mal ein paar Kilometer in die falsche Richtung, dafür traf ich auf dem Umweg ein paar Jungs aus Veracruz, mit denen ich wieder mal ein bisschen Spanisch üben konnte.

Am Montagmorgen holte ich meine Kamera dann beim Autoverleih wieder ab. Sehr professionell: er fragte mich erst nach Marke usw. 😉 Später sah ich auf Facebook einen Eintrag von Pippo (mit dem ich die Weiterbildung zum Buchhalter zusammen abgeschlossen hatte) und Michael (den ich durch Pippo und vom FC Rebstein kenne), sie seien auf ihrer Weltreise in Cancún gelandet. Wir verabredeten uns spontan für den nächsten Tag und ich machte mich am Abend wieder auf, um für den nächsten Morgen ein Mietauto zu reservieren.

Am Morgen stand ich dann wieder vor dem Verleih. Zum ersten Mal meinte der Mitarbeitende, die Grundversicherung reiche völlig aus, die US$ 25 für die Vollversicherung könne ich mir schenken, was ich dann natürlich auch tat. Praktisch auf die Minute genau traf ich um 10.00 vor dem Hotel in Cancún ein. Es liegt auf dem “Hotelring”, einer ca. 30 km langen Landschleife im Meer. Gemeinsam machten wir uns auf nach Ek’ Balam, diese Mayastätte wird erst seit 1997 freigelegt und ist entsprechend viel weniger touristisch wie Chichén Itzá oder Tulúm. Speziell ist hier auch, dass wir im Gegensatz zu den bekanteren Orten auch auf die Gebäude bzw. die Pyramide hochsteigen konnten. Ein besonderes Detail waren hier die Hinweistafeln: geschrieben in Spanisch, Englisch und Maya! Nach einem feinen, preiswerten Mittagessen in einem nahen Restaurant machten wir uns auf die Suche nach einem der signalisierten Cenoten. Auch hier war es wieder viel weniger touristisch als in Ik’ Kil – wir waren die einzigen, die das wackelige Gerüst zum Wasserloch runterkletterten. Die Insel in der Mitte war beinahe überschwemmt, da die Regenfälle der letzten Zeit das Grundwasser (oder die Wasserhöhe des Höhlensystems) hatten ansteigen lassen. Natürlich schwammen wir einmal um die Insel rum, also eher ein Inselchen, es dauerte nur ein paar Minuten. Dafür war es aber angenehm erfrischend. Es war dann schon später Nachmittag, als wir uns auf die Rückfahrt machten. Im Gegensatz zum Hinweg auf der kostenpflichtigen “Cuota” (ca. MXN 250!) wollten wir auf der gebührenfreien “Libre” zurückfahren. Durch die vielen kurzen Geschwindigkeitsbeschränkungen dauerte die Fahrt dafür aber wesentlich länger. Und während Beschränkungen in Lateinamerika normalerweise eher als Empfehlungen zu verstehen sind, wurden hier als Entscheidungshilfe unzählige Schwellen eingebaut. Schliesslich erreichten wir ihr Hotel dann aber doch noch. Da das ganze Hotel ein All-Inclusive-Komplex ist, mussten wir mich reinschmuggeln, indem ich über dem Handgelenk (ohne Armband) eines der hoteleigenen Badetücher trug. Auch nach mehreren hundert Kilometern im Auto ging uns der Gesprächsstoff noch nicht aus. Irgendwann war es dann aber doch Zeit, nach Playa del Carmen zurück zu fahren, wo ich um ca. 01.30 dann wieder beim Hostel ankam. Wohlweislich hatte ich das Auto nicht bereits am Vorabend abgeholt, damit ich es auch am nächsten Morgen wieder zurückbringen konnte.

Nachdem ich bereits in den ersten Tagen wegen Wanzenbissen das Zimmer gewechselt hatte, wurde es auch in diesem nicht wirklich besser – und in dieser Nacht wachte ich nach ca. zwei Stunden Schlaf wieder auf, als diese Mistviecher mich grad wieder am beissen waren. Diesmal verlor ich den Wettkampf über alle Tage gesehen mit ca. 6 (erschlagenen Wanzen) zu 200 (Bissen)! An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Ich machte mich also kurz nach 04.00 daran, meine Sachen zusammen- bzw. in die Waschmaschine zu packen. Dann suchte ich mir ein Hotelzimmer für die letzten drei Nächte. Kleider waschen und trocknen, duschen, umziehen und den Rest waschen und trocknen… Bei der zweiten Ladung im Trockner nahm die Reinigungsangestellte dann die Hälfte wieder raus, weil sie fand, er sei zu voll. So dauerte die ganze Geschichte halt nochmals eine Stunde länger. Der von Alejandro ausgeliehene Rucksack sowie meine Schuhe verkrafteten die Behandlung nicht wirklich gut. Ärgerlich war aber vor allem, dass plötzlich Señor Mono und Señorita Pollita verschwunden waren. Gefunden wurde sie nicht, also scheint sie jemand für sich genommen zu haben – hoffentlich beissen die beiden noch so richtig um sich 🙁 Schliesslich konnte ich dann die paar Blocks ins Hotel weiterwandern. Dort genoss ich wieder mal ein Einzelzimmer, diesmal auch mit Klimaanlage 🙂

Die letzten beiden Tage verbrachte ich relativ ereignislos. Dafür kam dann am Samstagmorgen nochmals Hektik auf. Die Doofies von Volaris meinten, ich hätte halt in den letzten Tagen nochmals wegen dem Shuttlebus nachfragen sollen, nun sei keiner da. Vermutlich wollten sie aber einfach nicht mit nur einem Gast extra nach Cancún fahren, schliesslich war die Fahrt bereits bezahlt und der Online-Check-In für den Flug auch erledigt. Gleich nebenan war aber das Bus-Terminal. Dort ergatterte ich ein Ticket für die Fahrt zum Flughafen, wo wir 20 min vor dem Boarding ankamen. Die Gepäckaufgabe ging dann sehr schnell – ich konnte an der Schlange vorbei nach vorne eilen. Schliesslich noch schnell das Taxi zum Hostel bestellt und schon ging’s in den Flieger. Dort sass ich neben einem unglaublich dicken Jungen. Mit wohl so 10-12 Jahren hatte er schon Riesenmühe, in seinen Sitz zu passen! In Guadalajara gelandet rief ich dann nochmals beim Taxi an, da ich nicht sicher war, ob er mich auch wirklich verstanden hatte. Hatter er nicht, also nochmals von vorne:

A que hora llegas? (Um welche Zeit kommst du an?)

Ahora. (Jetzt.)

No, a que hora. (Nein, um welche Zeit.)

Ahora! (Jetzt!)

Pero a que hora llegas? A la una, las dos, las tres… (Aber wann kommst du an? Um eins, zwei, drei…)

A las tres y media – llegué hace un momento! (Um halb vier – ich bin eben gelandet!)

Als das dann geklärt war, verabredeten wir uns an der Hauptstrasse, da er kein offizielles Flughafentaxi hat. Nach ein paar Metern hielt aber schon der Transporter von Autoverleiher Avis und nahm mich die paar Meter mit. Schliesslich konnte ich dann wieder im Hostel einziehen.

Playa del Carmen hat mir nun nicht wirklich gefallen. Es war mir einfach zu touristisch: zu überfüllt, überteuert, überall wird auf Englisch geantwortet – auch wenn man auf Spanisch fragt…  Mir haben einige der Sprachschüler erzählt, sie würden später noch etwas reisen: Costa Rica, Panama… Ich schlug ihnen vor, wenn sie schon mal hier seien, könnten sie ja auch mal nach Mexiko gehen – das “echte” Mexiko, etwas weiter westlich 😉